Schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Rammstein Frontmann Till Lindemann

Rammstein wurde 1994 gegründet und zählt heute den erfolgreichsten Bands in Deutschland. Weltweite Erfolge, internationale Touren und bekannt für eine provokante und polarisierende Art. Mit ihren Texten stand die Band in der Vergangenheit nicht selten in der Kritik. In den aktuellen Vorwürfen gegen den Frontmann Till Lindemann geht es aber nicht um sexuell anstößige Inhalte. Es geht um sexuellen Missbrauch, den Missbrauch seiner Machtposition und darum, Frauen mit einem bestimmten System zu sexuellen Handlungen zu nötigen.

Kaum eine andere Band aus Deutschland genießt einen so weltweiten Erfolg wie Rammstein. Ausverkaufte Tourneehallen, vor denen tausende Fans auf die provokante Band warten und Bühnenshows, die kaum spektakulärer sein könnten. Aber eben bei diesen Konzerten soll es zu sexuellen Übergriffen seitens des Frontmann Till Lindemann gekommen sein. Seit ein paar Wochen werden schwere Vorwürfe gegen den 60-jährigen Leader der Band erhoben.

Irischer Fan erhebt schwere Vorwürfe gegen Frontmann Till Lindemann

Vor ein paar Wochen meldete sich eine Frau aus Irland in den sozialen Medien zu Wort. Shelby Lynn ist als Fan aus Irland extra in das über 2.000 Kilometer entfernte Vilnius gereist, um den Auftakt der Europatour von Rammstein mitzuerleben. Aber zum eigentlich Konzertbesuch sollte es dabei nicht kommen. Stattdessen wurde die junge Irin vor dem Spektakel von einer Frau angesprochen. Diese soll Shelby zu einer Pre-Party vor dem eigentlichen Konzert eingeladen haben, bei dem der Fan den Frontmann Till Lindemann treffen sollte. Eine Möglichkeit, die sich echte Fans nicht entgehen lassen – aber dann befand sie sich, laut ihrer Aussage, in einer beklemmenden Situation.

Sie wurde von Alena Makeeva, einer Tourneebegleiterin von Rammstein, in ein kleines Separee geführt. Dort hatte sie zwei Drinks und dann begann das vermeintliche Schreckensszenario. Sie wurde aufgefordert, Sex mit Till Lindemann zu haben, was sie ablehnte. Nachdem ihr ein weiterer Tequila-Shot von dem Frontmann angeboten wurde, kann sie sich kaum an die folgenden Stunden erinnern.

Ihre Vermutung: Bei der Pre-Party seien ihr Drogen verabreicht worden. Auf Instagram veröffentlichte die junge Irin Bilder, auf denen große Hämatome zu erkennen sind. Dazu schreibt das vermeintliche Opfer Folgendes:

I was spiked at the concert, only had 2 drinks at pre party. And Till gave everbody a tequila shot. I don´t know when this happened or how.“ (Quelle: Instagram)

Derartige Substanzen konnten am folgenden Tag durch den Rettungsdienst zwar nicht festgestellt werden, das hat allerdings nichts zu bedeuten. Viele Drogen wie unter anderem Liquid Ecstasy sind schon nach wenigen Stunden nicht mehr nachzuweisen.

Da es keinerlei konkreten Beweise für einen solchen Tatbestand gibt, handelt es sich bei der Berichterstattung zu den Vorwürfen um sogenannte Verdachtsberichterstattung.

Ex-Freundin von Till Lindemann meldet sich schützend zu Wort

Nach den Vorwürfen gegen den Rammstein Frontmann meldete sich Sophia Thomalla zu Wort. Die beiden waren von 2011 bis 2015 ein Paar und pflegen auch heute noch ein freundschaftliches Verhältnis. Sie stellt sich schützend vor ihren Ex und behauptet, es gehe dabei nur darum, sich auf Kosten Lindemanns Reichweite und Fame zu verschaffen.

Aber…

Shelby hat den Stein lediglich ins Rollen gebracht: Ähnliche Fälle bei über einem Dutzend weiterer Frauen

Nachdem die Irin sich mit ihren Vorwürfen gegen Till Lindemann in den sozialen Medien zu Wort gemeldet hatte, meldeten sich auch andere Frauen zu Wort. Junge Frauen, die von ähnlichen Situationen berichten und bei denen es ebenfalls zu sexuellen Übergriffen gekommen war. Vorwürfe, die sich im Ablauf so sehr ähneln, dass es kaum ein Zufall sein kann. Sie wurden gezielt über Instagram kontaktiert oder vor und während der Konzerte angesprochen und dann zu den privaten Partys eingeladen.

Alena Makeeva: Recruiting von „auserwählten Frauen“

Bei den Vorwürfen wird immer wieder eine blonde Frau erwähnt, die bei dem Prozess eine wichtige Rolle gespielt haben soll. Alena Makeeva begleitete Rammstein auf zahlreichen Konzerten und soll dabei im Vorfeld und während der Konzerte Frauen auserwählt haben, die sich für Lindemann eignen. Sie und andere Mitarbeiter des Teams um Rammstein sollen die Frauen gezielt angesprochen, sie dann Backstage geführt und dazu verleitet haben, mit dem Frontmann Sex haben.

Youtuberin schildert ähnlichen Vorfall detailliert im Video

Unter den Frauen, die sich zu den Vorwürfen äußern, gehört eine Youtuberin aus Deutschland. Kayla Shyx berichtet in ihrem Video vom 06.06.2023 darüber, wie sie im Juni 2022 auf einem Rammstein Konzert war. Dabei spricht sie darüber, wie sie und eine Freundin während der Halbzeit des Konzertes von Alena Makeeva angesprochen und zur After Show Party eingeladen wurden. Doch statt an der offiziellen Party teilzunehmen, wurden die beiden in einen hinteren Bereich geführt, wo zwei Security Mitarbeiter sie aufforderten, ihre Handys abzugeben. Anschließend befanden sie sich in einem Raum mit Alkohol, zwei Sofas und über einem halben Dutzend Mädchen.

Den beiden gelang es nach einer Diskussion mit Alena Makeeva den Raum zu verlassen, aber indes sollen sich dort kuriose Ereignisse ergeben haben. Was dort genau passiert ist, erzählt die junge Youtuberin in ihrem Video. (Quelle: Youtube)

Darüber hinaus zeigt die Youtuberin auch Chatauszüge von Nachrichten, die sie direkt im Anschluss an das Ereignis an Bekannte verschickt hatte.

Weiter Frauen belegen Vorwürfe gegen Lindemann mit Chats

Aber nicht nur die Youtuberin kann anhand von Chats belegen, was sich bei ihrem Konzertbesuch ereignete. Auch über ein Dutzend andere Frauen legen bei ihren Vorwürfen Chats vor, die ihre Aussagen untermauern. Darüber hinaus versichern die vermeintlichen Opfer unter Eides statt, dass es sich um wahrheitsgemäße Schilderungen handelt. Eine Falschaussage würde in dem Moment einen Meineid darstellen, der den Tatbestand einer Straftat darstellt und juristische Konsequenzen für die Frauen hätte.

Da all das jedoch noch nicht beweist, dass es sich bei den Vorwürfen tatsächlich um die Wahrheit handelt, steht weiterhin nur Verdacht sexueller Übergriffe im Raum.

Till Lindemann spürt jetzt schon Konsequenzen

Der Skandal um den Frontmann hat für ihn derzeit schon Konsequenzen. 2013 veröffentliche Lindemann ein Gedichtband mit dem Namen „In stillen Nächten“. Die lyrischen Ergüsse des Musikers waren dabei anzüglich, Frauenverachtend und schilderten regelrecht den Missbrauchsvorgang.

„[…] Und genau so soll das sein (so soll das sein so macht das Spaß)
Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas)
Kannst dich gar nicht mehr bewegen
Und du schläfst
Es ist ein Segen“

Wenn du schläfst, Till Lindemann, In stillen Nächten

Bis zu den jüngsten Ereignissen um den Rammstein Frontmann hatte der Kulturverband solche lyrische Ergüsse als Kunst abgetan. Doch nun ist ein Video ans Licht gekommen, in dem das Gedichtband eine besondere Rolle spielt.

Lindemann Porno – Gedichtband als kleines Glory Hole

2020 erschien ein siebenminütiger Clip, der eventuelle Ausschnitte der Rammstein After Show Partys zeigt. In dem Porno ist Lindemann beim Sex mit verschiedenen Frauen zu sehen, von denen viele die weiße Lindemann Maske tragen. Sexszenen, die ins Bizarre driften und bei denen der Sänger seinen Phallus durch das von ihm geschriebene Gedichtband „In stillen Nächten“ steckt. In dem Clip zelebriert Lindemann seine Macht und zeigt sich beim Sex von einer frauenerniedrigenden Seite.

Etwas, worauf der Verlag und der Kulturverband erst jetzt gestoßen sind. Dafür erfolgten schnell Konsequenzen, die daraus bestehen, dass der Kiepenhauer & Witsch Verlag die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet hat. Sämtliche Veröffentlichungen von Lindemann wurden umgehend aus dem Sortiment des Verlags genommen.

Rammstein äußert sich kaum zu den Vorwürfen und entlässt Alena Makeeva

Während die Diskussionen sich immer weiter zuspitzen und sich immer mehr Frauen zu Wort melden, ist es auf der Rammstein Front eher ruhig. Bisher dementierte die Band lediglich die Vorwürfe in einem kurzen Twitter Post, zog dafür aber andere Konsequenzen.

Die Frau, die von den vermeintlichen Opfern immer wieder als Vermittlerin genannt wurde, wurde von der Band entlassen. Damit hat sich Rammstein von Alena Makeeva getrennt – aber welches Statement wollte die Band damit geben?

Während sich Rammstein bedeckt hält, haben sich mittlerweile auch andere Mitarbeiter von ihren Konzerten zu Wort gemeldet. Dabei berichtet eine Frau, dass sie schon Tage vor Konzertbeginn beobachten konnte, wie Alena Makeeva und andere Mitarbeiter des Teams rund um das Gelände Frauen gecastet haben. Dass es bei den Partys zu sexuellen Handlungen gekommen ist, kann sie dadurch bestätigen, dass sie anschließend die Räumlichkeiten säubern musste. (Quelle: Video 16:30)

Familienministerin schaltet sich ein und fordert Abschaffung der „Row Zero“

Nach den jüngsten Ereignissen und Berichten, bei denen Konzertbesucher darüber sprechen, dass junge Mädchen in der ersten Reihe teilweise benommen wirkten, schaltet sich die Familienminister der Grünen ein. Sie fordert einerseits mehr Schutz von jungen Frauen bei Konzertbesuchen und auch, dass die sogenannte „Row Zero“ und somit die erste Reihe, die ausschließlich aus jungen Mädchen bestand, abgeschafft wird.

Bei den aktuellen Konzerten der Band in München ist dies schon geschehen und die besagte Reihe existiert nicht.

Unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist

So sehr sich die Vorwürfe der über ein Dutzend Frauen auch ähneln – Beweise für sexuellen Missbrauch sind damit nicht gegeben. Aus dem Grund ist aktuell auch nur von einer Verdachtsberichterstattung die Rede.

Seitens der Band war die einzige bisher öffentliche Handlung nach den Vorwürfen lediglich ein kurzes Statement und die Entlassung von Alena Makeeva. Die zahlreichen Aussagen der Frauen müssen gründlich untersucht und aktuell noch auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Die erste Reihe bei Rammstein Konzerten wurde dennoch präventiv schon abgeschafft und vom Dasein als Schriftsteller musste Till Lindemann sich mittlerweile auch schon verabschieden.