So sexelt Deutschland – Deutschland in der Sex-Krise?

Werden die Laken durchwühlt oder doch eher sauber gefaltet?

Sex ist doch eine der schönsten Nebensachen der Welt, oder etwa nicht? Besonders in einer Beziehung, so sollte man meinen, gehört das regelmäßige Vergnügen im Schlafzimmer dazu. Immerhin erfüllt der Beischlaf nicht nur den Zweck, die Triebe und die Lust zu befriedigen. Er stärkt die Bindung bei Paaren und mal ganz ehrlich, welche Beziehung beginnt nicht schon mit den Vorstellungen, sich auch im Bett besser kennenzulernen. Auch Singles, die keinen festen Partner haben, haben das Bedürfnis nach Nähe und erotischer Zweisamkeit. Alles in allem sollte man meinen, dass es in den deutschen Schlafzimmern alles andere als langweilig ist. Aber was sagen die Daten und Fakten?

Studie deckt auf; Sex in Deutschland kann monatlich an einer Hand abzählen

Wie es in den Schlafzimmern der Deutschen aussieht, scheint auch im Interesse der Wissenschaft zu liegen. Letztes Jahr veröffentlichte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Studie. Zusammenhängend sollte herausgefunden werden, wie die Deutschen Gesundheit und Sexualität verbinden. Sprich, wie sie mit dem Thema „Geschlechtskrankheiten und Übertragungen“ umgehen.

Insgesamt nahmen 5000 Menschen an der Studie teil, die sich repräsentativ in einem Schnitt von 18 -75 Jahren befanden. Neben der Erkenntnis, dass es bei Geschlechtskrankheiten und deren Aufklärung Nachhilfebedarf gibt, kamen noch andere Daten zutage. Zeitraum der Studie ist 2018 bis 2019, was bedeutet, dass es sich um die Zeiten vor Lockdown und Co. handelt.

Die Altersklasse der 18 bis 35-järigen Teilnehmer*innen gaben dabei an, im Monat vier- bis fünfmal Sex zu haben. Die Altersklasse von 36 bis 55 hingegen gab an, rund viermal im Monat Sex zu haben. Das bedeutet zumindest, dass der Koitus nicht allzu sehr abnimmt.

An der Studie nahmen Paare und Singles teil, wodurch sich obendrein noch der Unterschied in deren Sexualverhalten feststellen ließ. Wer einen Partner hat, hat eben bessere Karten, dass abends was läuft. So gaben 34 Prozent der befragten männlichen Singles und 15 Prozent der weiblichen Singles an, im Monat vor der Befragung sexuell aktiv gewesen zu sein. Bei den Paaren hingegen waren die Zahlen deutlich höher. Bei den vergebenen Männern waren es 92 Prozent und von den Frauen, die zu dem Zeitpunkt in einer unter zwei Jahre dauernden Beziehung lebten, 91 Prozent.

An einer Hand abzählen

Sex in Deutschland während der Corona-Krise

Man könnte meinen, dass in den Zeiten von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen die Paare sich nicht mehr ausstehen konnten. Die Verbannung ins Homeoffice und ein ständiges Zusammenhocken, dem Paare kaum entrinnen konnten. Auch hier haben Sexualforscher ein Interesse an den Auswirkungen der Pandemie gezeigt und sich mit dem Thema „Sex und Corona“ beschäftigt.

Eine der Stimmen stammt dabei von dem Berliner Psychotherapeut Wolfgang Krüger, der einen Anstieg des Sexuallebens in Deutschland benennt. Allein an dem Kaufverhalten könne man zurück schließen, dass Präservative und Sexspielzeuge regelrechte Kassenschlager geworden sind. Der Erotikhandel „Amorelie“ bestätigt dies und nennt dabei den Vergleich im November und Dezember 2020 zu den Monaten April und Mai des gleichen Jahres. Es sei ein Anstieg um 170 Prozent verzeichnet worden sein.

Auch die UKE, die schon vor Corona eine Umfrage in den Deutschen Schlafzimmern gestartet hatte und die Hochschule Merseburg zeigten Interesse an der Auswirkung der Pandemie auf das Sexualverhalten.

Dabei kam raus, dass sich bei rund 72 Männer der Befragten die Partnerschaft durch die Pandemie verbessert habe. Bei den Frauen hingegen immerhin 30 Prozent, bei denen die Maßnahmen eine positive Auswirkung auf die Partnerschaft hatten.

Mehr Zeit für sich – mehr Zeit für Erotik

Natürlich gibt es auch Paare, die unter dem ständigen Zusammensein leiden und bei denen sich die Beziehung aufgrund der Maßnahmen verschlechtert hat. Der überwiegende Teil der Befragten der Studie gaben allerdings an, dass es sich verbessert habe oder zumindest keine Veränderung vorhanden sei. Sieht man sich dazu jetzt den exorbitanten Anstieg der Verkäufe von Sexspielzeug und Präservativen an, hat es ganz den Anschein, als würde die Pandemie die Experimentierfreudigkeit steigern. Viele Paare haben erstmals die Möglichkeit, sich mit ihren sexuellen Wünschen innerhalb der Beziehung auseinanderzusetzen und nutzen die Zeit, um gemeinsam mit dem Partner neue erotische Gefilde zu erforschen.

Das Online-Sex Geschäft boomt

Es muss ja nicht immer direkt der körperliche Kontakt sein, der zu einem erotischen Abenteuer führt. Besonders nicht in der heutigen Zeit, in der man dank innovativer Technik zahlreiche Möglichkeiten hat. Paare, die räumlich getrennt sind, haben die Option, sich über Webcam miteinander zu amüsieren und so ihre sexuelle Zweisamkeit, ohne sich ein Bett zu teilen, genießen.

Aber auch Singles kommen online ganz auf ihre Kosten und können sich jederzeit online sexuelle Befriedigung holen. Eine der beliebtesten Plattformen für erotischen Content ist „Onlyfans“. Die Seite verzeichnet seit dem Beginn der Pandemie einen erheblichen Anstieg an Frauen, die sich live vor der Cam zeigen und damit den Männern durch die schweren Zeiten helfen. Zu allem Schreck verkündete das Portal Anfang Mai, dass diese Inhalte ab Oktober untersagt seien. Im August kam dann die Revidierung dieser Aussage, was heißt, es geht fröhlich weiter. Auch auf „Big7“ gibt es die Möglichkeit, rund um die Uhr Live-Sex zu erleben und selbst erotische Treffen zu vereinbaren.

Zusammengefasst

Umfragen und Erotikfachhandel bestätigen es. Deutschland steckt nicht in einer Sex-Krise und sexelt fröhlich vor sich hin. Aufgrund der vergangenen Ereignisse ist die Nachfrage nach Spielzeugen fürs Schlafzimmer sogar angestiegen und Teilnehmer von Studien sagen aus, dass sich die gesamte Partnerschaft verbessert hat. Schon vor der Pandemie war Sex für die Deutschen keine Seltenheit, aber laut der aktuellen Umfrageergebnisse von Sexualwissenschaftlern zeigt sich, dass es in den Deutschen Schlafzimmern alles andere als langweilig ist.